Schwerpunktthema 2014: Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die dbb Frauenvertretung wies darauf hin, dass sich Teilzeit auch im öffentlichen Dienst negativ auf die Karriere auswirkt. Dass es auch anders geht, zeigen die drei weiteren Schwerpunktpartner, die ihre bewährten Konzepte zur Wiedereingliederung von Mitarbeitern auf den EPD Foren vorstellten.
 
Die dbb Frauenvertretung wies darauf hin, dass sich Teilzeit auch im öffentlichen Dienst negativ auf die Karriere auswirkt. Dass es auch anders geht, zeigen die drei weiteren Schwerpunktpartner, die ihre bewährten Konzepte zur Wiedereingliederung von Mitarbeitern auf den EPD Foren vorstellten.
 
==Abgabenprivilegierung (Minijobs)==
 
Kleinstarbeitsverhältnisse mit der monatlichen Verdienstobergrenze von 450,-- €, besser bekannt als „Minijobs“, sind für den Arbeitnehmer und die Arbeitnehmerin steuerfrei (d.h.: sie mindern auch nicht den maximalen „Splittingvorteil“ der ehelichen Gesamtveranlagung).  Der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin zahlt  Pauschalabgaben an die gesetzliche Krankenversicherung und die gesetzliche Rentenversicherung – OHNE dass der Arbeitnehmerin / dem Arbeitnehmer dadurch Leistungsansprüche aus diesen Versicherungszweigen entstehen. Sofern sie / er beitragsfrei beim Ehegatten „mitversichert“ ist, wird das auch für entbehrlich gehalten.  Der Arbeitgeber / die Arbeitgeberin führt zusätzlich eine Steuerpauschale von 2 % ab. Die Pauschalabgaben liegen mit 30 %  deutlich höher als der Arbeitgeberbeitrag eines sozialversicherten Beschäftigungsverhältnisses, welcher 19,28 % beträgt. Warum lässt sich ein im Übrigen scharf kalkulierender Arbeitgeber auf ein derartiges Geschäft ein? Worin sieht er den Vorteil des Formats „Minijob“? 
 
 
Die Vermutung liegt nahe, dass die Vorteile in der systematischen Vorenthaltung von Arbeitnehmerrechten gesucht werden. Das heißt: Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein Urlaubsgeld (häufig auch kein Urlaubsanspruch) und kein Kündigungsschutz. Das bestätigen sowohl die Untersuchung von Prof. Carsten Wippermann wie auch die von ihm zitierten Untersuchungen anderer.<ref>[http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Frauen-im-Minijob,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf BMFSFJ (2012). Frauen im Minijob – Motive und (Fehl-)Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf.], S. 78 ff.</ref>
 
 
„Sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung wird unter dem Strich durch die Abgabenprivilegierung geringfügig entlohnter Beschäftigung konterkariert, weil sie Anreize setzt, gerade nicht in einem Normalarbeitsverhältnis tätig zu werden. … Die geringfügige Beschäftigung hat dabei inzwischen eine Dimension erreicht, welche mit Grundkonzeptionen der geltenden Rechtsordnung im Privatrecht und im Sozialrecht nicht mehr im Einklang steht und die zu hohen, aus dem Steueraufkommen zu bewältigenden Belastungen führt.“<ref>[http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Frauen-im-Minijob,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf BMFSFJ (2012). Frauen im Minijob – Motive und (Fehl-)Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf.], S. 81</ref>
 
 
==Frauen im Minijob==
 
Bei jungen Frauen (unter 30 Jahren) sind die Erwartung und Erfahrung, dass ein Minijob gute Bedingungen und ein flexibles Arbeitsverhältnis biete, am stärksten ausgeprägt. Im Lebensverlauf ist dies meist die Phase der beruflichen Orientierung und/oder Familiengründung, in der jungen Frauen ein Minijob situativ „passend“ und optimal erscheint. Frauen in diesem Altersabschnitt sehen ihre künftige Erwerbsbiografie offen, von ihnen frei wählbar und optimistisch; bestimmend ist die Annahme beruflicher Multioptionalität. Gerade deshalb ergreifen sie einen Minijob, der aus ihrer Perspektive völlig risikofrei ist und zudem große Flexibilität verheißt.
 
 
Mit zunehmendem Alter jedoch geht die Einschätzung der guten Bedingungen sowie der Flexibilität deutlich zurück.
 
 
• Bezogen auf den Lebensverlauf: Mit zunehmender Dauer im anfangs attraktiv schillernden Minijob kommt der „Realitätsschock“. Die Frauen müssen erfahren, dass zum einen die Bedingungen für sie nicht so gut sind wie zu Beginn oder ursprünglich geglaubt; zum anderen dass sie aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit im Minijob kaum noch eine Erwerbsalternative zum Minijob haben. Damit stehen sie als qualifizierte Fachkraft dem regulären Arbeitsmarkt nur noch theoretisch zur Verfügung, praktisch bleiben sie dauerhaft eine als unqualifiziert geltende und entsprechend gering entlohnte „Minijobberin“ ohne Aufstiegs- und Karriereperspektive.
 
 
• Bezogen auf Altersgruppen: Mit zunehmendem Alter (insbesondere nach mehrjähriger familienbedingter Erwerbsunterbrechung, die bei einigen Frauen länger als 10 Jahre andauert) und verstärkt im Alter ab 50 Jahren erscheint Frauen der berufliche Einstieg in den Minijob von vornherein als alternativlos.<ref>[http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Frauen-im-Minijob,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf BMFSFJ (2012). Frauen im Minijob – Motive und (Fehl-)Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf.], S. 41 ff.</ref> 
 
 
==Zwischennachweise==
 
<references/>
 
 
==Quellen==
 
[http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Frauen-im-Minijob,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf BMFSFJ (2012). Frauen im Minijob – Motive und (Fehl-)Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf.]
 
  
 
==Toolkit==
 
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===weitere Publikationen===
 
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Forenprogramm der EPD Foren 2014 {{pdf|2014_Gesamtprogramm_EPD_Foren.pdf|Download PDF}}
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Hintergrundinformationen zum Equal Pay Day 2014 {{pdf|2014-03-05_Hintergrundinformation.pdf|Download PDF}}
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Broschüre: 10 Aktionstipps. {{pdf|20130830_EPD_Dokumentation_Workshop_Aktionen.pdf|Download PDF}}
 
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[https://www.youtube.com/watch?v=6ASB4NAArK4 BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Auftaktveranstaltung 04.11.2013]
 
[https://www.youtube.com/watch?v=6ASB4NAArK4 BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Auftaktveranstaltung 04.11.2013]
  
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Aktuelle Version vom 21. Januar 2016, 13:52 Uhr

Schwerpunktthema 2014: Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen

Mit dem Schwerpunktthema 2014: "... und raus bist du? Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen" setzten wir den Fokus auf den dritten signifikanten Ursachenkomplex der Entgeltlücke: Die nicht nur vorübergehende (Unter)-Beschäftigung von Frauen in Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen. Ziel unserer Kampagne war, den Müttern Wege aufzuzeigen zur Rückkehr in die existenzsichernde Beschäftigung.

Schwerpunktpartner

Schwerpunktpartner im Jahr 2014 waren:

- die dbb Bundesfrauenvertretung

- das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

- die ING DiBa Direktbank

- die Berliner Verkehrsbetriebe

Die dbb Frauenvertretung wies darauf hin, dass sich Teilzeit auch im öffentlichen Dienst negativ auf die Karriere auswirkt. Dass es auch anders geht, zeigen die drei weiteren Schwerpunktpartner, die ihre bewährten Konzepte zur Wiedereingliederung von Mitarbeitern auf den EPD Foren vorstellten.

Toolkit

Präsentationen zum Schwerpunktthema

Kurze Freude, lange Reue Warum der allein cash-orientierte Blick auf den Zuverdienst langfristig falsch ist. Dr. Christina Boll. Pdf-icon.gif Download PDF

Der Lockruf des schnellen Taschengeldes und seine Folgen Motive und (Fehl-) Anreize für die Aufnahme geringfügiger Beschäftigung im Lebenslauf. Prof. Dr. Carsten Wippermann. Pdf-icon.gif Download PDF

Wiedereinstieg Wenn individuelle Wünsche auf die Strukturen des Arbeitsmarktes treffen. Prof. Dr. Sell. Pdf-icon.gif Download PDF

Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen. Christel Riedel (Forum Equal Pay Day) Pdf-icon.gif Download PDF

Präsentationen der Schwerpunktpartner

dbb bundesfrauenvertretung Pdf-icon.gif Download PDF

Berliner Verkehrsbetriebe Pdf-icon.gif Download PDF

Direktbank ING DiBa Pdf-icon.gif Download PDF

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Pdf-icon.gif Download PDF

weitere Publikationen

Forenprogramm der EPD Foren 2014 Pdf-icon.gif Download PDF

Hintergrundinformationen zum Equal Pay Day 2014 Pdf-icon.gif Download PDF

Broschüre: 10 Aktionstipps. Pdf-icon.gif Download PDF

EPD Flyer 2014. Pdf-icon.gif Download PDF

EPD Journal 2014. Pdf-icon.gif Download PDF

Filmtools

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Schwerpunktpartner dbb Bundesfrauenvertretung

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Schwerpunktpartner Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Schwerpunktpartner ING DiBa

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Schwerpunktpartner Berliner Verkehrsbetriebe

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Forum Düsseldorf 29.11.2013 Prof. Dr. Sell

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Forum Düsseldorf 29.11.2013

BPW Germany Youtube Channel: "Minijob" - der Lockruf des schnellen Taschengeldes und seine Folgen

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Forum Frankfurt/Main 22.10.2013

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Forum Berlin 04.11.2013 Vortrag Dr. Christina Boll

BPW Germany Youtube Channel: EPD 2014 Auftaktveranstaltung 04.11.2013