Wertschätzung frauendominierter Berufe
von Carmen Gandila
In der ambulanten medizinischen Versorgung, in den Arzt- und Zahnarztpraxen sowie zahntechnischen Laboratorien leisten über-wiegend weibliche Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte sowie angestellte Zahntechnikerinnen täglich anspruchsvolle Arbeit in der Betreuung und Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Wie die pflegenden und erziehenden Berufe fordern sie dafür ebenfalls eine angemessene monetäre und gesellschaftliche Anerkennung.
Immer noch werden die meisten Patientinnen und Patienten in den ambulanten Versorgungsstrukturen betreut und behandelt. Hier sind unsere Berufsangehörigen als kompetente und qualifizierte Fachkräfte in den Arzt- und Zahnarztpraxen häufig die ersten Kontaktpersonen – nicht nur für organisatorische Fragen der medizinischen Versorgung. Die immer komplexeren Anforderungen unseres Gesundheitssystems, der Gesellschaft, des Wettbewerbes und der Gesetzgebung stellen sie dabei ständig vor neue Herausforderungen. Die Berufsangehörigen betreuen zunehmend mehr hochaltrige, multimorbide und demente Patientinnen und Patienten – auch in der Häuslichkeit, was für uns eine zusätzliche Arbeitsbelastung mit sich bringt.
Als Gewerkschaft verhandelt der Verband medizinischer Fachberufe e.V. Tarifverträge für Medizinische, Zahnmedizinische und Tiermedizinische Fachangestellte. Trotz beachtlicher Ergebnisse konnte noch keine Gleichwertigkeit der Entgelte mit der Pflege oder Erziehung erzielt werden. Dabei unterscheiden sich nur die Versorgungsbereiche unserer Berufe – denn sowohl in der Erziehung als auch in der Pflege und in unseren Berufen arbeiten wir mit Menschen. Hinzu kommt, dass die Tarifverträge keine allgemeine Verbindlich-keit besitzen. Das muss sich aus unserer Sicht ändern.
Außerdem fordern wir:
• gesetzliche Regelungen zur Durchsetzung der Entgeltgleichheit, damit Unternehmen verpflichtet werden, ihre Entgeltpraxis geschlechtergerecht zu gestalten.
• die Einhaltung bestehender Tarifverträge bzw. Allgemeinverbind-lichkeit, damit Frauen nicht für Dumpinglöhne arbeiten müssen.
• alle Arbeitsverhältnisse sozial abzusichern, um alle Beschäftigten bei der Durchsetzung ihres Anspruches auf Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall u.v.a.m. zu unterstützen.
• einen Rechtsanspruch auf Rückkehr aus Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung, damit Frauen nach einer familienbedingten Reduzierung ihre Arbeitszeit wieder aufstocken können.
• Recht auf mehr und gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit: Pflege = Erziehung = ambulante Medizinische Fachberufe, damit die ambulante Versorgung in Arzt- und Zahnarztpraxen erhalten bleibt!
Informationen zur Autorin
Carmen Gandila aus Ingolstadt ist Vizepräsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. und gleichzeitig Ressortleiterin Tarifpolitik. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht Carmen Gandila in einer fachgerechten Entlohnung der Medizinischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fachangestellten sowie angestellten Zahntechniker/innen.
Siehe auch Schwerpunktthema 2016: Berufe mit Zukunft