Equal Pay Day in Deutschland

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Equal Pay Day in Deutschland

Entstanden ist der Tag für gleiche Bezahlung in den USA. Die amerikanischen Business and Professional Women (BPW) schufen 1988 mit der Red Purse Campaign ein Sinnbild für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Diesen Gedanken griff BPW Germany auf und startete 2008 die Initiative Rote Tasche, die den Grundstein für die bundesweite Einführung des Equal Pay Day legte. Der BPW ist eines der größten und ältesten Berufsnetzwerke für angestellte und selbständige Frauen. Der BPW Germany ist Teil des BPW International, der in rund 100 Ländern vertreten ist und Beraterstatus bei den Vereinten Nationen und beim Europarat genießt. Inzwischen findet der Equal Pay Day in über 20 europäischen Ländern statt.

2009 formierte sich auf Initiative des BPW Germany ein nationales Aktionsbündnis bestehend aus der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Das Bündnis konnte bereits im ersten Jahr bundesweit rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger mobilisieren und verzeichnete rund 180 Aktionen. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der AktivistInnen: Beim EPD 2017 wurden über 1.000 Aktionen in Deutschland gemeldet und bekamen eine Menge medialer und politischer Aufmerksamkeit.

Für die Einführung des Equal Pay Day in Deutschland erhielten die Initiatorinnen 2009 den Innovationspreis "Ausgewählter Ort im Land der Ideen". Dr. Bettina Schleicher, Past-Präsidentin des BPW Germany, erhielt im gleichen Jahr für ihr ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Ursachen und Ziele

In Sachen Lohngerechtigkeit scheint alles mit allem zusammenzuhängen, aber diese Ursachenvielfalt darf nicht entmutigen. Im Wesentlichen sind es fünf Punkte, die sich in vielen Studien als besonders prägend herausstellen.

1. Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter: Diese fortbestehende horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes hat unmittelbare Auswirkungen auf die statistisch messbare Lohnlücke.

2. Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger familienbedingt als Männer. Die typisch weiblichen Biografiemuster mit ihren geschlechtsspezifischen Übergangs- und (Wieder-)Einstiegshemmnissen sind geprägt von lange nachwirkenden Einbußen bei der Lohn- und Einkommensentwicklung im Lebenslauf.

3. Frauentypische Berufe sind weiterhin unterbewertet. Aufwertung dieser Berufe heißt nicht nur, die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Werts von frauendominierten Berufen zu erhöhen, sondern auch die Bezahlung dieser Berufe zu stärken.

4. Durch fehlende Gehaltstransparenz ist eine Ungleichbehandlung der Bezahlung aufgrund des Geschlechts nicht sichtbar.

5. Gängige Rollenstereotype beeinflussen nach wie vor die Berufswahl von Frauen und Männern.

Ziel ist es daher, mit dem Equal Pay Day die Debatte über die Gründe der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland in die Öffentlichkeit zu tragen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, zu sensibilisieren und Entscheidende zu mobilisieren, damit sich die Lohnschere schließt.

Geschäftsstelle

Um die Initiative des Equal Pay Day über den Aktionstag hinaus durch ein ganzjähriges Engagement deutlich zu stärken, eröffnete der BPW Germany im September 2011 eine zentrale Stelle zum Equal Pay Day, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.

Die Kampagne stellt Leitfäden für Veranstaltungen, Werbemittel und Informationsmaterial zum Thema Entgeltgleichheit bereit und ist zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur „geschlechtsspezifischen Lohnlücke“. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Vorbereitung und Durchführung der Equal Pay Day Foren als ganzjährige Veranstaltungsreihe für Unterstützende, Multiplikationsorganisationen, Aktive und Interessierte. In enger Zusammenarbeit mit dem BMFSFJ sowie mit Hilfe von Experten und Partnern aus der Wirtschaft wird auf den Foren alljährlich ein neuer thematischer Schwerpunkt präsentiert und inhaltlich aufbereitet. Im Anschluss an die Foren werden Videos aller Vorträge in der Mediathek und andere hilfreiche Inhalte im Toolkit bereitgestellt.

Beirat

Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig hatte für die Förderperiode 2014-2017 einen Beirat einberufen, der am 1. September 2014 erstmals zusammentrat. Unter Vorsitz der Parlamentarischen Staatssekretärin Elke Ferner unterstützte er das Ministerium und die Geschäftsstelle Forum Equal Pay Day bei der Formulierung und Ausgestaltung der jährlich wechselnden Themenschwerpunkte.

Der Beirat setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Deutschen Frauenrats, des Sozialverbandes Deutschland, der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros, des Bundesforums Männer, des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung sowie des Instituts Arbeit und Qualifikation.

Schwerpunktthemen

Die jährlichen Schwerpunktthemen adressierten jeweils einen Ursachenkomplex der geschlechtsspezifische Lohnlücke, um die Argumente zu bündeln und über die Gründe, die sich zum Teil gegenseitig verstärkten, aufzuklären.

Schwerpunktthema 2023: Die Kunst der gleichen Bezahlung

Schwerpunktthema 2022: Equal pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt

Schwerpunktthema 2021: Game Changer – Mach dich stark für equal pay

Schwerpunktthema 2020: Auf Augenhöhe verhandeln – WIR SIND BEREIT

Schwerpunktthema 2019: WERTSACHE Arbeit

Schwerpunktthema 2018: Transparenz gewinnt.

Schwerpunktthema 2017: 10 Jahre Equal Pay Day in Deutschland

Schwerpunktthema 2016: Berufe mit Zukunft. Was ist meine Arbeit wert?

Schwerpunktthema 2015: Transparenz

Schwerpunktthema 2014: "... und raus bist du? Minijobs und Teilzeit nach Erwerbspausen"

Schwerpunktthema 2013: Lohnfindung in den Gesundheitsberufen - Viel Dienst, wenig Verdienst

Schwerpunktthema 2012: Lohnfindung

Schwerpunktthema 2011: Rollenstereotype: Weibsbilder - Mannsbilder - Neue Bilder!


Aktionen

Bereits im ersten Jahr konnte der Equal Pay Day bundesweit rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger mobilisieren und verzeichnete rund 180 Aktionen. Seitdem wächst die Vielfalt und Zahl der Aktionen von Jahr zu Jahr. Zahlreiche Verbände, Gewerkschaften, Parteien und Unternehmen schlossen sich den Forderungen des Equal Pay Day an und regionale Aktionsbündnisse haben sich fest etabliert. 2017 wurden über 1.000 Aktionen in hunderten Städten und Gemeinden gemeldet und erfuhren große mediale und politische Aufmerksamkeit. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war die Forderung der Kampagne im öffentlichen Bewußtsein angekommen. Auch 2018 fanden weit über 1.000 Aktionen rund um den Equal Pay Day statt.

Informationen zur Kampagne finden Sie auf der Webseite zum Equal Pay Day. Materialien finden Sie im Toolkit und der Mediathek. Fotos von Aktionen finden sie unter folgendem Link.

Siehe auch

Equal Pay Day

Equal Pay Days - Exchange of good practices on gender equality - Comments Paper Germany

European Commission: The gender pay gap in the European Union - Infographic

European Commission: The gender pay gap in Germany

Gender Wage Watchers: Fact Sheet - Gender Pay Gap in Germany