Women like men – only cheaper

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von Prof. Doris Lucke

So hatten wir uns das mit der Gleichberechtigung nicht vorgestellt!

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“ – von wegen:

Beim Geld hört der Spaß mit der Geschlechtergerechtigkeit auf!


Über die Ungleichheit unter den Menschen – auch zwischen den Geschlechtern – wird seit Urzeiten gestritten: Soll Ungleiches gleich – das wollte der Gleichheits-Feminismus - oder aber Ungleiches ungleich behandelt werden – das fordert der Differenz-Feminismus.

Frauen verdienten in Deutschland auch 2014 immer noch 22% weniger als Männer. Die Gehaltsschere öffnet sich mit zunehmendem Alter und aufsteigender Hierarchieebene, die Differenz nimmt mit jeder weiteren i.d.R. kindererziehungsbedingten Unterbrechung zu, in den vergangenen Jahren insgesamt aber nicht ab. Dies führt im Laufe weiblicher Erwerbsbiographien zu kumulativer Benachteiligung und schlägt sich als „Gender Pension Gap“ auch in ungleich niedrigeren (Frauen-)Renten nieder.

Gemessen wird, wie in jedem Äpfel-Birnen-Vergleich, mit zweierlei Maß: A wie Apfel bestimmt, was geldwerte Arbeit ist und wer als Alpha-Mann in die A-Liga aufsteigt oder als Betha-Frau, 2. Wahl und 2. Klasse, nur in der B-Liga mitspielen darf. Selbst dort haben Frauen, die ewig Zweiten, das falsche Geschlecht und schlechte Karten. In hoch dotierten Führungspositionen ohnehin nur in homöopathischen Dosen vertreten, wird ihnen, exklusiv inkludierte Token-Hennen in biologisch zertifizierter, gehaltsreduzierter Bodenhaltung, als Fe-Malae abgezogen, was (selbst suboptimalen) Spitzenmännern an Boni gewährt wird: garantiert!

Der (Geschlechter-)Kampf um Anerkennung wird in Euro geführt. Geld, die gesellschaftliche Leitwährung Nr. 1, gilt und verschafft Geltung, hat selbst aber kein Geschlecht. Das Geld Nehmen und erst Recht mehr Fordern wird indes nur bei Frauen moralisiert und hat nur bei ihnen etwas anstößig Materialistisches. Dass Geld - allein - nicht glücklich macht, sollen vor allem Frauen glauben und beim Blick in den Einkommensspiegel für bare Münze nehmen. Was sie - in Beruf und Familie - leisten, ist ohnehin „unbezahlbar“. Selbst das „Vergeltsgott“ kommt nicht ohne Vergeltungsgedanken aus.

Geld für gleiche Leistung nach Geschlecht diskriminierend vorzuenthalten ist eine in Zahlen ausgedrückte Form der Missachtung, die zählt und zugleich dem Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 2 GG ebenso widerspricht wie der EU-Richtlinie Nr.141 Abs. 1 des EG-Vertrages von 1957. Genauso gut wie an Mann – Frau, männlich = mehr – weiblich = weniger, könnte man Gehaltsunterschiede am Anfangsbuchstaben des zweiten Vornamens festmachen. Mit System und Methode betriebener Lohnbetrug ist nicht recht(ens), sondern ganz einfach nur billig! Wenn Not am Mann ist – die „Trümmerfrauen“ sind der historische Beweis - , können Frauen alles: Sie „stehen sogar ihren Mann“. Allein dafür haben sie mehr verdient als sie tatsächlich verdienen!

Anmerkung

Gekürzte, angesichts der nahezu unveränderten Verhältnisse nur geringfügig aktualisierte Fassung des Eröffnungsvortrags der Verfasserin anlässlich eines der ersten vom BPW in Deutschland organisierten „Equal Pay Days“ im Bonner Haus der Geschichte, gehalten am 20.3.2009. Ausführlichere Textfassung in: Journal Netzwerk Frauenforschung NRW. Nr. 25 (2009): 38-40.

Informationen zur Autorin

Prof. Dr. rer. pol. Doris Mathilde Lucke, Diplom-Soziologin, lehrt am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn.

Webseite Prof. Doris Lucke

Siehe auch Schwerpunktthema 2016: Berufe mit Zukunft