Schwerpunktthema 2020: Auf Augenhöhe verhandeln - WIR SIND BEREIT.

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Version vom 28. Oktober 2019, 13:36 Uhr von A.bamesberger (Diskussion | Beiträge)

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Gespräche über Geld sind für die meisten Menschen emotionsbeladen. Das wirkt sich auch auf Gehaltsverhandlungen aus. Doch beim Blick auf die Lohnlücke fällt auf: Diese wird oft zu einem beachtlichen Teil der Zurückhaltung von Frauen angelastet. Ausgangspunkt des Schwerpunktthemas 2020 ist die Annahme, Frauen stünden sich und ihrer Karriere selbst im Weg, da sie ihre Chancen in Bewerbungssituationen oder Verhandlungssituationen nicht nutzten, um ein höheres Gehalt zu erzielen oder in Verhandlungen andere Prioritäten setzen. Denn Frauen wollen verhandeln, das ist Fakt.

Noch immer kreisen um das Thema Frauen und Gehaltsverhandlungen viele Mythen und teils unterschiedliche wissenschaftliche Studienergebnisse. Daher gilt es faktengestützte Tatsachen zu ordnen und tradierte Vorurteile zu entlarven. Zumindest einige Studien weisen darauf hin, dass Frauen bei Gehaltsverhandlungen zu defensiv auftreten. So nennen Frauen im Bewerbungsgespräch Wunschgehälter, die unter ihren eigenen Erwartungen liegen. Geleitet von anerzogenen Attributen wie Empathie und Harmoniebedürfnis, akzeptieren sie zusätzlich weitere Abschläge.

Warum nur? Verhandlungssituationen rufen Stereotype und Rollenerwartungen auf beiden Seiten hervor. Weibliche Forderungen werden anders bewertet. Was bei Männern Durchsetzungsstärke ist, wird bei Frauen nicht selten als Verbissenheit beurteilt. So führen Rollenstereotypisierungen von Personalverantwortlichen dazu, dass Bewerberinnen nicht derselbe Verhandlungsspielraum zugestanden wird oder Verhandlungsversuche häufiger negativ gewertet werden als bei männlichen Konterparts. Es widerspricht den Erwartungen eines angemessenen, stereotypen, sympathischen Verhaltens von Frauen. Auch Frauen spüren die Signale, was Ihnen zugestanden wird und was nicht. Aber auch einepräferenzbasierte Diskriminierung auf Arbeitgebendenseite führt zu einer pauschal geringeren Gehaltseinstufung von Frauen, indem von Vornhinein von Produktivitätseinbußen aufgrund von Erwerbsunterbrechungen ausgegangen wird.

Gleichzeitig müssen Verhandlungskompetenzen nicht an der Bürotür wieder abgegeben werden. Wer gut verhandeln kann, wird sich auch im Privaten für eine gerechtere Aufteilung von Erziehungs- und Hausarbeit bemühen. Eine partnerschaftliche Aufteilung der privaten Pflichten wirkt auf die Verfügbarkeit von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zurück.

Im Kampagnenjahr 2020 des Equal Pay Day wollen wir es wissen: Verhandeln Frauen schlechter oder einfach nur anders? Wie schaffen wir es, allen Stereotypen zum Trotz, uns im Beruf auf Augenhöhe zu begegnen? Wie garantieren wir transparente Prozesse und nachvollziehbare Bewertungskriterien beim Poker um Gehalt, beruflichen Aufstieg und nicht zuletzt faire Aufgabenteilung im Privaten? Eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema steht uns beim Auftaktforum am 4. November 2019 bevor.

Programm und Referierende

Literatur zum Schwerpunktthema

Katrin Auspurg, et al.: Why Should Women Get Less? Evidence on the Gender Pay Gap from Multifactorial Survey Experiments, in: American Sociological Review, 2017

Benita Combet, Daniel Oesch: The Gender Wage Gap Opens Long before Motherhood. Panel Evidence on Early Careers in Switzerland, in: European Sociological Review, 2019

BMFSFJ: Dauerhaft ungleich - berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland, 2016

Workplace Gender Equality Agency: Gender and Negotiation in the Workplace, 2018

Pressemitteilungen zum EPD 2019

Weiterführende Informationen

Brigitte | 30.09.2019 | Die besten Arbeitgeber für Frauen