EPD 2017: 10 Jahre Equal Pay Day in Deutschland
10 Jahre Equal Pay Day in Deutschland - ein Grund zu feiern? Wohl kaum, aber Grund genug, mit Frauen und Männern aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik wesentliche Ansatzpunkte zur Schließung der Lohnlücke in den Blick zu nehmen. Aus diesen Grund wird in der aktuellen Kampagne auf ein Schwerpunktthema verzichtet. Dennoch Grund genug zu fragen, was jede und jeder einzelne beitragen kann, um die Lohnlücke zu schließen.
Höhepunkt der Kampagne zum Equal Pay Day warder #EPD2017 Kongress in Berlin – genau am Equal Pay Day am 18. März 2017. Dabei würdigten wir, was bisher erreicht wurde, werden aber vor allem nach vorne blicken, was getan werden kann, um die Lohnlücke nachhaltig zu schließen. Wesentliche Ansatzpunkte wie Unternehmenskulturen, Arbeitszeiten, Partnerschaftlichkeit, Unconscious Bias, Transparenz, Digitalisierung sowie die Generation Y standen dabei im Mittelpunkt. In einem großen World Café wurden diese Themen intensiv diskutiert.
Zuvor werden in Fachtagungen in Berlin und München die Themen Unternehmenskulturen, Transparenz, Partnerschaftlichkeit und Internationales aufgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Nachbericht der Veranstaltungen zum EPD 2017
- 1.1 Soiree am 18. Oktober 2016 in Berlin
- 1.2 Fachtagung am 19. Oktober 2016 im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin
- 1.3 Fachtagung am 23. November 2016 im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration in München
- 1.4 Equal Pay Kongress am 18. März 2017 in Berlin
- 2 Filme der Veranstaltungen
- 3 Publikationen zum EPD 2017
- 4 Weiterführende Informationen
Nachbericht der Veranstaltungen zum EPD 2017
Soiree am 18. Oktober 2016 in Berlin
Passend zum Motto „endlich partnerschaftlich durchstarten“ hat Bundesministerin Manuela Schwesig zusammen mit ihrer schwedischen Amtskollegin, Åsa Regnér, Ministerin für Kinder, Senioren und Gleichstellung, die Kampagne zum 10. Equal Pay Day in Deutschland gestartet. Ministerin Schwesig betonte, dass die Kampagne zum Equal Pay Day in den vergangenen 10 Jahren das Thema Lohngerechtigkeit in der Öffentlichkeit verankert habe. Wenn es schon die Lohnlücke gebe, dann muss diese auch benannt werden. Frauen und Männer müssten gemeinsam diese Herausforderung annehmen. Chancengleichheit sei nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit sondern stärke die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
Phumzile Mlambo-Ngcuka, Executive Director UN Women, würdigte die Equal Pay Day Kampagne und die Verankerung des Themas Lohngerechtigkeit in der öffentlichen Debatte. Daneben sei das geplante Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit ein wichtiger Schritt in Richtung Gehaltstransparenz, so Bundesministerin Schwesig. Ministerin Regnér skizzierte, dass auch in Schweden eine Lohnlücke von noch rund 14 Prozent besteht. Grund hierfür sei, dass Frauen vorwiegend im öffentlichen Sektor, Männer hingegen häufiger in der Industrie tätig seien. Ministerin Regnér betonte, dass in Schweden der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wert der Gleichstellung von Frauen und Männern einen hohen Stellenwert genieße.
In der folgenden Diskussion berichtete Edeltraud Walla, Werkstattleiterin an der Universität Stuttgart, von ihrem Klageverfahren, welches sie gegen ihren Arbeitgeber führt. Ein Kollege auf gleicher Position wurde höher eingruppiert und verdiente ca. 1.200 Euro im Monat mehr. Nachdem sie durch Zufall von diesem Missstand erfuhr, legte sie Beschwerde vor Gericht ein. Jedoch haben alle Instanzen bis hin zum Bundesarbeitsgericht die ungleiche Bezahlung bestätigt – weil die Eingruppierung des Kollegen auf Basis seiner früheren Tätigkeiten erfolgt sei. Das Bundesverfassungsgericht habe die Klage ohne Begründung abgewiesen. Derzeit werde erwogen, den Fall vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen. Julia Beerhold, Schauspielerin und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands Schauspiel, berichtete von der angeblichen „Kommissarinnen-Schwemme“ in den Tatort-Produktionen, die als solche wahrgenommen werde, obwohl nicht einmal die Hälfte, sondern lediglich 40 Prozent der Kommissare tatsächlich weiblich sind. Die Lohnlücke in ihrem Metier entstünde nicht nur durch die schlechtere Bezahlung der Schauspielerinnen, sondern auch dadurch, dass Frauen seltener für tragende Rollen verpflichtet würden.
Auftakt zu 10 Jahren Equal Pay Day in Deutschland am 18.10.2016 in Berlin Fotos der Soiree
Die Soiree zum Nachhören via Voice Republic und als Film
Fachtagung am 19. Oktober 2016 im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin
Die erste Fachtagung in Berlin nahm die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit sowie Gehaltstransparenz unter die Lupe. Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, führte in ihrem Vortrag aus, dass die funktionale Arbeitsteilung innerhalb eines Haushalts nicht mehr der Lebensrealität entspreche. Hausarbeit werde nicht mehr allein von der Frau und Erwerbsarbeit nicht mehr allein vom Mann ausgeübt. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, müssten neue Arbeits-, Karriere- und Arbeitszeitmodelle geschaffen werden. Zu diesen könnten Führung in Teilzeit oder eine 32-Stunden-Arbeitswoche für beide Elternteile zählen. Anpassungen an diese neue Lebensrealität seien auch im Sozialsystem notwendig.
Nicolas Werner, International Partnerships Manager bei Glassdoor, zeigte in seinem Vortrag, dass die Lohnlücke eine Herausforderung darstellt, die nicht nur in Deutschland oder Europa präsent sei, sondern weltweit. Befragungen durch Glassdoor haben gezeigt, dass vor allem Gehaltstransparenz ein wichtiger Baustein in Richtung Lohngerechtigkeit sei.
Diesen Punkt hob auch Steffen Zoller, Geschäftsführer von kununu, hervor. Gehaltstransparenz sei zwar kein Allheilmittel gegen ungleiche Bezahlung, doch ein wichtige Maßnahme, um gerechte Löhne durchzusetzen. Unternehmen hätten noch Angst vor Transparenz oder Neiddebatten, doch transparente Gehaltsstrukturen steigerten maßgeblich die Reputation eines Unternehmens.
Fachtagung am 19.10.2016 in Berlin Fotos
Fachtagung am 23. November 2016 im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration in München
Die Fachtagung in München thematisierte die Rolle von Unternehmen in der Umsetzung von Lohngerechtigkeit. Prof. Dr. Martina Schraudner, Leiterin Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation am IAO, zeigte in ihrem Vortrag, dass es im Moment aufgrund der Digitalisierung ohnehin notwendig ist, sich mit dem Thema Unternehmenskultur auseinanderzusetzen und dabei die Chance zu nutzen, auch all das zu integrieren, was dazu beiträgt, Frauen in Führungspositionen zu bringen und Lohngleichheit herzustellen. Weiterhin ließe sich feststellen, dass sobald eine Familiengründung ansteht, bei Frauen und Männern gleichermaßen die Sicherheitsanforderungen steigen während parallel dazu die Mobilität sinkt. Damit gibt es keinen Grund mehr, an dieser Stelle die Frauen zu benachteiligen.
Ana-Cristina Grohnert, Managing Partner Talent und Partner EMEIA Financial Services, Ernst & Young, wies eindrücklich darauf hin, dass es der Verankerung in jedem einzelnen Prozess bedarf, um den Anteil der Frauen über die Karriereleiter hinweg stabil zu halten. Zielvorgaben und Messbarmachung spielen von der Rekrutierung über die Leistungsbeurteilung bis zur Beförderungspraxis dabei eine wichtige Rolle. Es sei wichtig, Führungskräfte ebenso wie Frauen, Möglichkeiten zur Reflexion zu geben, um zu erkennen, wie sehr sie von ihrem jeweiligen Umfeld geprägt sind.
Torsten Bittlingmaier, Gründer von TalentManagers machte darauf aufmerksam, dass die Unwucht innerhalb eines Unternehmens vergleichsweise gering erscheint, homosoziale Reproduktion (Schmidt sucht Schmidtchen) sich noch hartnäckig halte und die Relevanz der unternehmensinternen Vernetzung für den beruflichen Erfolg immer noch unterschätzt würde. Die Führungskultur spiele eine entscheidende Rolle dabei, dieses System, das bisher vor allem Männer gefördert hat, zu verändern. Er regte zudem eine gesellschaftliche Diskussion darüber an, warum uns Berufe, die sich um Technik oder Geld kümmern, mehr wert sind als Berufe, die sich um Menschen kümmern und mahnte eine gerechtere Verteilung der unbezahlten Arbeit an.
Fachtagung am 23.11.2016 in München Fotos
Equal Pay Kongress am 18. März 2017 in Berlin
Der Nachbericht fasst die Soiree und die beiden Fachtagungen zusammen. Ein Nachbericht für den Equal Pay Kongress sowie die hier formulierten Handlungsempfehlungen finden Sie hier.
Equal Pay Kongress am 18.03.2017 in Berlin: Fotos und Auswertung des World Cafés
Filme der Veranstaltungen
Soiree am 18.10.2016 in Berlin
Åsa Regnér, Ministerin für Kinder, Senioren und Gleichstellung Schweden zum EPD Auftakt | 18.10.2016
Fachtagung am 19.10.2016 in Berlin
Uta Zech, Präsidentin des BPW Germany e.V. | 19.10.2016 im BMFSFJ, Berlin
Henrike von Platen, FairPay-Expertin | 19.10.2016 im BMFSFJ, Berlin
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek, BMFSFJ | 19.10.2016 im BMFSFJ, Berlin
Nicolas Werner, Int. Relationships Manager von Glassdoor Inc.: Der Gender Pay Gap im internationalen Vergleich | 19.10.2016 im BMFSFJ, Berlin Die Präsentation als pdf-Datei Download PDF
Fachtagung am 23.11.2016 in München
Torsten Bittlingmaier, Gründer von TalentManagers: Perspektive aus der Praxis | 23.11.2016 im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Frauen und Integration, München Die Präsentation als pdf-Datei Download PDF
Equal Pay Kongress am 18.02.2017 in Berlin
Equal Pay Kongress am 18. März 2017 in Berlin
Equal Pay Kongress am 18. März 2017 in Berlin - Zusammenstellung von Sabine Schmelzer
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zum 10. Equal Pay Day in Deutschland
Grußwort von EU-Kommissarin Věra Jourová zum Equal Pay Kongress
Ninia LaGrande: 10 Jahre Equal Pay Day
Tariks Genderkrise: Happy Equal Pay Day
Publikationen zum EPD 2017
EPD Postkarte - Machen Sie mit! Download PDF
EPD Journal 2017 Download PDF
Englischer Flyer 2017 Download PDF
Agenda für mehr Lohngerechtigkeit: Auswertung Equal Pay Kongress 2017 Download PDF
Weiterführende Informationen
Die Publikationen und Pressemitteilungen zur aktuellen Kampagne finden Sie unter Presse / Medien / Mediathek