Bildung

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Bildung als Ursachenkomplex für den Gender Pay Gap

"Ein geringeres durchschnittliches Bildungsniveau von Frauen war lange eine aussagekräftige Erklärung der Arbeitsmarktsegregation und damit auch der Lohnlücke. [...]

Vor allem in der Vergangenheit haben Frauen mit einem Kinderwunsch zu Beginn ihrer Erwerbsphase bereits geringere Bildungsanstrengungen unternommen, um bei einer längeren Erwerbspause keine allzu großen „Verluste“ zu realisieren. [...]

Diese Situation hat sich in der letzten Zeit deutlich verändert: Frauen haben begonnen, Männer bei den Bildungsabschlüssen zu überholen. [...] Wenn die hohen Bildungsabschlüsse jüngerer Frauenjahrgänge sich auch in einer Überwindung der horizontalen (und vertikalen) Segregation des Arbeitsmarktes niederschlagen, können positive Effekte der Bildungsexpansion auf die Verringerung der Lohnlücke unmittelbar erwartet werden."[1]

Ausgewählte Daten:

Anteil von Frauen mit Allgemeiner Hochschulreife insgesamt (2012): 25,1%

Anteil von Frauen mit Allgemeiner Hochschulreife im Alter von 20 bis unter 25 Jahren (2012): 49,0%

Anteil von Männern mit Allgemeiner Hochschulreife insgesamt (2012): 29,5%

Anteil von Männern mit Allgemeiner Hochschulreife im Alter von 20 bis unter 25 Jahren (2012): 39,5% [2]

"Obwohl die Geschlechterdifferenzen beim Bildungsniveau abnehmen oder sich sogar umgekehrt haben, sind Frauen in bestimmten Studienfächern, wie z.B. Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik (MINT) nach wie vor unterrepräsentiert. Junge Frauen sind außerdem mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als junge Männer, wobei jedoch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Beschäftigungsquoten unter jungen Erwachsenen mit Tertiärbildung deutlich weniger ausgeprägt sind als unter Personen mit niedrigerem Bildungsniveau."[3]

Obwohl Frauen in der Bildung, vor allem im Bereich der Abschlüsse und Leistungen, aufholen, ist die Schließung der Lohnlücke jedoch nicht zu erwarten. Bildung ist nur ein Teilaspekt der Lohnlücke. Darüber hinaus sind auch die Wahl der Ausbildungs- und Studienfächer und die damit verbundenen Berufswahl, unterschiedliche Bezahlung in verschiedene Berufsgruppen, die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Karrieren von Frauen und Männern sowie Unterbrechungen im Berufsleben relevant für die Schließung der Lohnlücke.

Berufswahl

"Die sogenannte horizontale Segregation, d.h. die Tatsache, dass Frauen aus einem engen Berufsspektrum auswählen, trägt unmittelbar zu einer im Durchschnitt schlechteren Bezahlung von Frauen bei. Die unterschiedlichen Präferenzen von Frauen und Männern hinsichtlich der von ihnen gewählten Berufe führen dazu, dass sie sich nicht gleichmäßig über die Branchen und Betriebe verteilen."[4]

Um früh Mädchen und Jungen zu motivieren, aus diesen Geschlechterstereotypen herauszutreten, bietet der Girls' Day für Mädchen die Möglichkeit in Berufe hinein zu schnuppern, bei denen der Frauenanteil unter 40% liegt, sowie der Boys' Day für Jungen die Möglichkeit, Berufe kennen zu lernen, in denen der Männeranteil unter 40% liegt.

Darüber hinaus werden in Initiativen, wie Komm, mach MINT, Mädchen und Frauen dazu motiviert, mathematische und technische Ausbildungsplätze, Studiengängen und Berufe zu ergreifen. Die Initiative Klischee frei unterstützt die Berufswahl frei von Geschlechterstereotypen und damit verbundene Erwartungshaltungen.

Weiterbildung

Bundesweit ist das Angebot an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen unübersichtlich. Das betrifft in besonderer Weise den Bereich der formalen Aufstiegsfortbildungen. Immer noch bevorzugen Betriebe Männer bei der Förderung von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Frauen werden signifikant seltener gefördert, insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten. Bereits gut gebildete Frauen sind außerdem eher in Weiterbildungsmaßnahmen zu finden als Frauen mit einem geringeren Bildungsgrad. Viele Frauen können zudem die Angebote wegen der damit verbundenen, privat zu tragenden, Kosten nicht nutzen. In einigen der sogenannten Frauenberufe gibt es immer noch zu wenige oder gar keine Aufstiegschancen (Sackgassenberufe).

Hierzu fordert der Deutsche Frauenrat: 1. Angebote der Fort- und Weiterbildung auch als Teilzeitmaßnahmen und für Teilzeitbeschäftigte – dies gilt auch für betriebliche Qualifizierung; 2. Verzahnung von beruflichen Bildungsbereichen mit dem Ziel einer Durchlässigkeit und der Eröffnung von weiteren Aufstiegsfortbildungen insbesondere in den Berufen, die vorwiegend durch Frauen erlernt werden; 3. Einführung von Bildungsurlaub in allen Bundesländern; 4. Orientierung der Weiterbildungsinhalte, Methodik und Didaktik an weiblichen Nutzergruppen; 5. Stärkung und Bereithaltung eines flächendeckenden Angebots niedrigschwelliger, trägerneutraler Fort- und Weiterbildungsberatung.[5]

Das Sachverständigengutachten fokussiert darüber hinaus den Bedarf an Schulungen zum Rollenverständnis: „In den Unternehmen sollten durchgängig Schulungen zur Reflexion und Veränderung des Rollenverständnisses von Frau und Mann auf allen Unternehmensebenen angeboten werden. Dies gilt auch für den öffentlichen Dienst, wo sicherzustellen ist, dass Frauen mit familiär bedingten Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitphasen nicht im Rahmen der periodischen Beurteilungen schlechter bewertet und hierdurch bei Beförderungen benachteiligt werden.“[6]

Einzelnachweise

  1. BMFSFJ (2009): Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern, S. 10-12
  2. Nationaler Bildungsbericht
  3. OECD (2015). Education at a Glance 2015 - Summary Germany
  4. BMFSFJ (2009): Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern, S. 11
  5. Deutscher Frauenrat (2009). Positionspapier zu Bildung.
  6. BMFSFJ (2011). Neue Wege - Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebenslauf. Erster Gleichstellungsbericht. - Sachverständigengutachten, S. 159.

Quellen

BMFSFJ (2009): Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern, S. 10-12

Deutscher Frauenrat (2009). Positionspapier zu Bildung.

BMFSFJ (2011). Neue Wege - Gleiche chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebenslauf. Erster Gleichstellungsbericht. - Sachverständigengutachten, S. 159.

OECD (2015). Education at a Glance 2015 - Summary Germany

Factsheets zum ersten Gleichstellungsbericht Pdf-icon.gif Download PDF

Zweiter Gleichstellungsbericht

Siehe auch

Glassdoor: The Pipeline Problem - How College Majors Contribute to the Gender Pay Gap