Bereinigter Gender Pay Gap: Unterschied zwischen den Versionen

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Es gibt strukturelle, arbeitsmarktrelevante Merkmale, die zu den verschieden hohen Verdiensten führen, z.B. sind Frauen und Männer in unterschiedlich gut bezahlten Branchen und Berufen tätig. Für den „bereinigten“ Gender Pay Gap werden diese Merkmale herausgerechnet. Danach bleiben, nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, noch 7 Prozent Verdienstunterschied bestehen – von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien. Aber auch hier können nicht alle Ursachen, wie z.B. Erwerbsunterbrechungen und Elternzeiten oder die individuelle Verhandlungsstärke, berücksichtigt werden
unterschiedlich gut bezahlten Branchen und Berufen tätig. Für den „bereinigten“ Gender Pay Gap werden diese Merkmale herausgerechnet.  
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Danach bleiben, nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, noch 7 Prozent Verdienstunterschied bestehen – von Männern und Frauen  
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Erwerbsunterbrechungen und Elternzeiten oder die individuelle Verhandlungsstärke, berücksichtigt werden
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Werte veröffentlicht werden. Das Statistische Bundesamt errechnet eine bereinigte Lohnlücke von 7 Prozent, das Institut der Deutschen  
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Wirtschaft (IW) kommt hingegen auf 2 Prozent. Diese Unterschiede ergeben sich aus der Verwendung verschiedener Datenbasen für die
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Berechnungen der Lohnlücke. Grundlage für das Statistische Bundesamt ist die Verdienststrukturerhebung, die europaweit durchgeführt  
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==Vergleich: Destatis und IW Köln==
Dienstleistungsbereichs abdeckt. Für das Berichtsjahr 2010 wurden in Deutschland die Daten von 32.000 Betrieben und 1,9 Millionen  
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Vergleicht man verschiedene Berechnungen des GPG, so fällt auf, dass insbesondere in Bezug zur bereinigten Lohnlücke unterschiedliche Werte veröffentlicht werden. Das Statistische Bundesamt errechnet eine bereinigte Lohnlücke von 7 Prozent, das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kommt hingegen auf 2 Prozent. Destatis und das Institut der Deutschen Wirtschaft verwenden zum einen eine andere Datengrundlage und zum anderen verschiedene statistische Methoden.
Arbeitnehmern erfasst und ausgewertet. Das IW nutzt für seine Auswertung das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts  
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für Wirtschaftsforschung (DIW). Das SOEP umfasst 22.000 Personen aus 10.000 Haushalten, die alljährlich nach einem festen Schema  
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- Destatis nutzt eine größere Datenbasis. Datengrundlage ist die Verdienststrukturerhebung, die europaweit durchgeführt wird und alle Beschäftigten in Betrieben mit min. 10 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen des produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs abdeckt. Für das Berichtsjahr 2010 wurden in Deutschland die Daten von 32.000 Betrieben und 1,9 Millionen Arbeitnehmern erfasst und ausgewertet.
befragt werden. Hier ist anzumerken, dass das Statistische Bundesamt eine wesentlich größere Datenmenge zur Verfügung stehen hat,
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jedoch Daten zur Unterbrechung der Berufstätigkeit hier nicht erhoben werden.
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- Das IW nutzt für seine Auswertung das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das SOEP umfasst 22.000 Personen aus 10.000 Haushalten, die alljährlich nach einem festen Schema befragt werden.
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Auf Basis der SOEP-Daten errechnet das IW mit vergleichbaren statistischen Methoden, die auch Destatis verwendet, eine bereinigte Lohnlücke von 8 Prozent. Diese Lücke entspricht in etwa der von Destatis.
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Der Wert von 2 Prozent kommt mit einer anderen Methode erst zustande, wenn man statistisch konstruierte „Zwillinge“ mit bestimmten gleichen Eigenschaften bildet und dann die Gehaltsunterschiede berechnet. Aus diesem Grund ist es in diesem Fall nicht korrekt, von der „bereinigten Entgeltlücke“ zu sprechen.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 16. Februar 2016, 11:11 Uhr

Es gibt strukturelle, arbeitsmarktrelevante Merkmale, die zu den verschieden hohen Verdiensten führen, z.B. sind Frauen und Männer in unterschiedlich gut bezahlten Branchen und Berufen tätig. Für den „bereinigten“ Gender Pay Gap werden diese Merkmale herausgerechnet. Danach bleiben, nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, noch 7 Prozent Verdienstunterschied bestehen – von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien. Aber auch hier können nicht alle Ursachen, wie z.B. Erwerbsunterbrechungen und Elternzeiten oder die individuelle Verhandlungsstärke, berücksichtigt werden

Die folgende Grafik veranschaulicht die herausgerechneten Aspekte und die Größe ihres Effekts auf die Lohnlücke.

Bruttostundenverdienst.png

Vergleich: Destatis und IW Köln

Vergleicht man verschiedene Berechnungen des GPG, so fällt auf, dass insbesondere in Bezug zur bereinigten Lohnlücke unterschiedliche Werte veröffentlicht werden. Das Statistische Bundesamt errechnet eine bereinigte Lohnlücke von 7 Prozent, das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kommt hingegen auf 2 Prozent. Destatis und das Institut der Deutschen Wirtschaft verwenden zum einen eine andere Datengrundlage und zum anderen verschiedene statistische Methoden.

- Destatis nutzt eine größere Datenbasis. Datengrundlage ist die Verdienststrukturerhebung, die europaweit durchgeführt wird und alle Beschäftigten in Betrieben mit min. 10 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen des produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs abdeckt. Für das Berichtsjahr 2010 wurden in Deutschland die Daten von 32.000 Betrieben und 1,9 Millionen Arbeitnehmern erfasst und ausgewertet.

- Das IW nutzt für seine Auswertung das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das SOEP umfasst 22.000 Personen aus 10.000 Haushalten, die alljährlich nach einem festen Schema befragt werden.

Auf Basis der SOEP-Daten errechnet das IW mit vergleichbaren statistischen Methoden, die auch Destatis verwendet, eine bereinigte Lohnlücke von 8 Prozent. Diese Lücke entspricht in etwa der von Destatis.

Der Wert von 2 Prozent kommt mit einer anderen Methode erst zustande, wenn man statistisch konstruierte „Zwillinge“ mit bestimmten gleichen Eigenschaften bildet und dann die Gehaltsunterschiede berechnet. Aus diesem Grund ist es in diesem Fall nicht korrekt, von der „bereinigten Entgeltlücke“ zu sprechen.

Quellen

DESTATIS: Frauenunterschiede - Männerunterschiede

Destatis: Gender Pay Gap Deutschland

Destatis: Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen

BMFSFJ: Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland

Link DIW

Link SOEP

Link IW

Siehe auch

Unbereinigter Gender Pay Gap

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Gender Pay Gap – Geschlechtsspezifische Lohnungleichheit in Deutschland

Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt: Archiv Entgeltgleichheit